Schneider-Schott-Musikpreis
Seit 1986 wird der Schneider-Schott-Musikpreis alle zwei Jahren an förderungswürdige und zugleich förderungsbedürftige Komponisten, Interpreten oder Musikensembles im Bereich der klassischen Musik vergeben. Der Schwerpunkt des mit 15.000 Euro dotierten Preises liegt auf zeitgenössischer ernster Musik.
Eine unabhängige fünfköpfige Fachjury schlägt qualifizierte Musiker vor, weshalb eine persönliche Bewerbung nicht möglich ist. Innerhalb der Jury wird über den Preisträger oder die Preisträgerin entschieden.
Mit der Preisvergabe verbunden ist traditionell ein Konzert der Preisträgerin / des Preisträgers.
Preisträger Benjamin Scheuer
Der Schneider-Schott-Musikpreis 2020 der Landeshauptstadt Mainz geht an den Komponisten Benjamin Scheuer.
In der Jurybegründung heißt es: "Mit Benjamin Scheuer geht der Schneider-Schott- Musikpreis 2020 an einen Komponisten, in dessen Musik sich überbordende Klangphantasie und konstruktive Präzision auf unverwechselbare Weise mit Humor, Sinnlichkeit und Hintersinn paaren. Bei ihm darf ein Stück als „Lachtherapie“ (2011) dienen, „Für Schweineorgel“ heißen (für Gummischweine und Videosampler, 2017) oder für eine Aufführung mit 600 Spielern im Stadion von Hannover 96 bestimmt sein („Zeitraum“, 2012). Instrumente werden „Absurde Apparate“ (2013) oder verbinden sich zu geisterhaften Dialogen („Acht Arten, zu atmen“, 2020).
Scheuer integriert Elektronik in seine Musik: jedoch nicht als Selbstzweck, sondern um gezielt mit ihrer Hilfe Klänge der Alltagswelt einzufangen und auf der Bühne reproduzieren zu lassen. Inspiration kann dabei jedem Augenblick, jedem Erlebnis des Tages entspringen. Der Komponist liebt das Spiel mit den Erwartungen des Publikums; mancher Titel führt den Zuhörer in die Irre. Doch das so präsente Unernste hat einen doppelten Boden. Benjamin Scheuer bricht musikalische Regeln, indem er sie souverän beherrscht."
Benjamin Scheuer studierte in Hamburg und Karlsruhe, bei Dieter Mack, Fredrik Schwenk und Wolfgang Rihm. In Freiburg arbeitet er an einem Dissertationsprojekt über Georges Aperghis théâtre musical. Seine Kompositionen werden jedes Jahr in diversen Ländern und von renommierten Ensembles aufgeführt. Unter anderem erklang „Zeitraum“ (2012) für 600 Spieler im Fußballstadion Hannover und mit den seit 2012 durchgeführten „Notfallkonzerten“ leistet er zusammen mit dem Orchester im Treppenhaus einen bescheidenen Beitrag zur Rettung der Welt mit Musik von heute. In seinem Zyklus „Impulsive Lieder“ (2016) lotet er auf humorvolle Weise neue Grenzen des vokalen Ausdrucks aus.
In Benjamin Scheuers Musik dreht sich alles um direkt erfahrbare Sinnlichkeit und Humor. Freude am Musizieren und die Suche nach ungewöhnlichen Klängen sind ihm ein ständiger Antrieb – dabei tun sich durchaus einmal Abgründe auf, es darf aber auch gerne gelacht werden.
Liste bisheriger Preisträger
1986: Detlev Müller-Siemens und Wolfgang von Schweinitz
1987: Ensemble Modern
1988: Hans-Jürgen von Bose
1989: Herbert Henck und Walter Zimmermann
1990: Adriana Hölszky
1991: Gruppe Neue Musik Hanns Eisler
1992: Ulrich Stranz
1993: Steffen Schleiermacher/Ensemble Avantgarde
1994: Jörg Birkenkötter und Hanspeter Kyburz
1995: ensemble recherche
1996: Isabel Mundry und Moritz Eggert
1997: Nomos Quartett
1998: Helmut Oehring
1999: Ensemble 13
2000: Michael Riessler und Mike Svoboda
2001: Babette Koblenz
2002: Jörg Widmann
2003: Salome Kammer und Thomas E. Bauer
2004: Ensemble Neue Vocalsolisten Stuttgart
2005: Enno Poppe
2006: Peter Schöne
2008: Márton Illés
2010: Anna Prohaska
2012: Birke J. Bertelsmeier
2014: Carolin Widmann
2016: Gordon Kampe
2018: Dominik Susteck
Kontakt Kulturabteilung
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