Sprungmarken
Dynamische Navigation einblenden
Dynamische Navigation ausblenden
Suche
Suche
Kopfillustration
Bild in voller Höhe anzeigen Bild in halber Höhe anzeigen

Vor 100 Jahren

Fast genau ein Jahr nach Einführung des Frauenwahlrechts konnten die Mainzerinnen erstmals ihr aktives und passives Wahlrecht bei einer Kommunalwahl ausüben. Als am Morgen des 9. November 1919 die Wahllokale öffneten, war wählen gehen für die Mainzerinnen beinahe schon Routine.

Schon am 19. Januar 1919 hatten sie an der Wahl zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung und am 26. Januar 1919 an der zur Verfassungsgebenden Hessischen Volkskammer teilnehmen können.

Insgesamt fünf Parteien warben am 9. November in Mainz auch um die Stimmen der wahlberechtigten weiblichen Mehrheit. Auf den Wahllisten selbst waren die Frauen höchst unterschiedlich vertreten. So waren auf den Listen der Liberalen und der Konservativen mehr Frauen platziert als bei der Sozialdemokratischen Partei, die ja als einzige Partei seit 1891 das Frauenwahlrecht gefordert hatte. So gingen für die SPD nur drei Frauen unter 40 Nominierten ins Rennen, bei der Unabhängigen Sozialdemokratische Partei (USPD) waren es zwei von 18. Für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) kandidierten 30 Personen, darunter sechs Frauen. Ebenfalls sechs Frauen standen bei der 60 Personen umfassenden Liste der Zentrumspartei. Sechs Frauen unter insgesamt 40 Nominierten waren es auch bei der Deutschen Volkspartei (DVP). Doch trotz der Unterschiede bei der Anzahl der aufgestellten Mainzerinnen zeigte sich quer durch alle Parteien eine Gemeinsamkeit: in aller Regel kandidierten die Mainzerinnen auf wenig aussichtsreichen Plätzen.

Höchst unterschiedlich hatten die Parteien im Wahlkampf um die Gunst der Wählerinnen geworben. Besonders aktiv war dabei die DDP, in deren Reihen viele führende Vertreterinnen Mainzer Frauenorganisationen zu finden waren. Sie warben durch Zeitungsanzeigen und Veranstaltungen offensiv um die Stimmen der Frauen.

Unter den 60 Stadtverordneten, die am 9. November 1919 gewählt wurden, waren dann aber nur drei Frauen – gerade einmal fünf Prozent. Für die SPD saß Martha Seering, geborene Petermann, in der Stadtverordnetenversammlung, die Fürsorgebeamtin und spätere Leiterin der Frauenarbeitsschule Lina Bucksath, geborene Klauke, vertrat die DDP und die Lehrerin Elisabeth Schiffmacher die Zentrumspartei.

Nur drei, maximal vier Frauen schafften es auch bei den kommenden Kommunalwahlen zwischen 1922 und 1929 ins Stadtparlament.

Mit drei Frauen im Stadtrat begann dann auch die Zeit nach dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg – und es sollte lange dauern, bis ihr Anteil auf mehr als ein paar Prozent stieg.

Erstmals nach der Kommunalwahl 1994 lag der Frauenanteil im Stadtrat bei 40 Prozent; 2004 sank der Anteil auf gerade einmal 28 Prozent, 2009 gab es einen leichten Anstieg auf 35 Prozent, 2014 waren es dann 40 Prozent.

100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts liegt aktuell der Frauenanteil im Mainzer Stadtrat bei 45 Prozent – und damit so hoch wie nie zuvor.