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Digitales Häuserbuch von Mainz
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Projekt "Digitales Häuserbuch von Mainz"

Wie sah es im 15. Jahrhundert, zu Beginn des 17. Jahrhunderts und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mainz aus? Und: Wer wohnte wo in der Stadt? - Diese Fragen beantwortet das "Digitale Häuserbuch von Mainz". Die aktuelle Version des Digitalen Häuserbuchs bietet zudem neue Möglichkeiten der Visualisierung und Nutzung raumbezogener Daten in Kombination mit historischen Informationen.

Umfassendes Nachschlagewerk

Entwickelt vom Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Datenzentrale Mainz, erschließt das Digitale Häuserbuch als komplexes historisch-geographisches Informationssystem den Mainzer Stadtplan für die Zeit um 1450, 1620 und 1866/71.

Durch die Verbindung einer computergestützten Kartierung mit einer Datenbank eröffnet es ganz neue Möglichkeiten der Visualisierung und Nutzung raumbezogener Informationen. Das "Digitale Häuserbuch" soll Werden und Wandel von Mainz im Laufe der Jahrhunderte dokumentieren und allen Interessierten für bestimmte Zeitschnitte ein umfassendes, schnell recherchierbares "Nachschlagewerk" zur Geschichte der Häuser und ihrer Bewohner bieten.

In aktuell drei Plänen für die genannten Jahre sind Informationen über frühere Bezeichnungen, Veränderungen, Eigentümer und Bewohner von Mainzer Häusern einschließlich Grund- und Aufrissen und sonstigen Abbildungen verortet und über ein Info-Werkzeug abrufbar. Ein Kartenzoom ermöglicht die Anzeige einzelner Ausschnitte.

Außerdem ist eine Volltextsuche nach Hausnamen bzw. für den Plan 1866/71 auch nach Adressen (Straßenname und Hausnummer) integriert. Da die einzelnen Pläne transparent übereinander angeordnet, durch den Aufruf eines weiteren Monitorfensters auch nebeneinander gelegt und zusätzlich mit der aktuellen Stadtgrundkarte kombiniert werden können, lässt sich die Entwicklung der Stadt im Vergleich einzelner Zeitschnitte anschaulich nachvollziehen.

Technische Informationen

Für die computergestützte Kartierung und die Erfassung der Sachdaten wird das Programm MapInfo verwendet. Die Georeferenzierung der digitalisierten Kartenvorlagen erfolgt nach dem Gauß-Krüger-Koordinatensystem. Für die Internet-Präsentation werden die Geodaten in das neue amtliche Bezugssystem UTM (= Universal Transverse Mercator) Zone 32 überführt.

Kartengrundlagen

Die Ausgangsbasis für die Erstellung des digitalen Häuserbuchs bildete der von Ludwig Falck im fünften Band der „Geschichte der Stadt Mainz“ 1972 publizierte Plan „Mainz um 1620“, der ein Verzeichnis der Lage und der Namen der Häuser bietet.

Als Vorlage für den Falck-Plan diente wiederum ein Originalplan der Zeit um 1625/26, der sog. Schwedenplan (Stadtarchiv Mainz, BPSP / 55 D; „Schwedenplan“, weil er im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden konfisziert worden war). Dabei handelt es sich um den ältesten Mainzer Stadtgrundriss. Da der Schwedenplan den Zustand der Stadt Mainz vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und damit – zumindest was die einzelnen Baublöcke anbelangt – noch weitgehend die spätmittelalterliche Substanz zeigt, ist er hervorragend für eine Rückprojektion geeignet. Um die ungenauen Maßstabverhältnisse des Schwedenplans zu korrigieren, hat Ludwig Falck seine Umzeichnung in den ältesten maßstabrichtigen, auf den Katastervermessungen beruhenden und alle Parzellen und Grundrisse enthaltenden Mainzer Stadtplan von 1871 (Sta Mainz, BPSP / 489 D) eingepasst.

Dieser von Ludwig Falck in immenser Kleinarbeit erstellte Stadtplan von Mainz um 1620 wurde für das „Digitale Häuserbuch“ eingescannt und als tiff-Rasterbild nach MapInfo übernommen, um dann georeferenziert, das heißt mit den Landeskoordinaten versehen zu werden. Basierend auf dieser Vorlage wurden computergestützt neue Karten in Form einzelner Schichten generiert.

Bei diesen sogenannten Layern werden Objekte gleicher Datenstruktur zusammengefasst (beispielsweise Layer für Gebäudeumringe, Gebäudeflächen und sonstige topografische Linien, wie etwa Straßen, Plätze und Gewässer, sowie für Punktobjekte). Anschließend wurden zu den Objekten der einzelnen Layer zusätzlich zu den Hausnamen weitere Sach- und Bild-Daten hinzugefügt.

Häuserbuch 1450

Auf dem Hintergrund des georeferenzierten und digitalisierten Falck-Plans wurden die für die Mitte des 15. Jahrhunderts ermittelten Häuser als einzelne grafische, flächenförmige Objekte in verschiedenen MapInfo-Dateien erzeugt und ausgestaltet, so dass sich über den Plan von Mainz um 1620 wie eine Folie der Plan von Mainz um 1450 legen lässt.

Aufgrund fehlender archäologischer und bauhistorischer Befunde kann die Genauigkeit, die den Stadtplan von 1620 hinsichtlich der Ausdehnung der Häuser einschließlich Hintergebäuden, Höfen und Gärten auszeichnet, für das 15. Jahrhundert nicht erzielt werden. Das bedeutet, dass die für das 15. Jahrhundert eingezeichneten Häuserflächen vor allem die Lage angeben und meist keine gesicherten Angaben zu den Grundrissen der Gebäude bieten können. Alternativ hätte die Lage der Häuser durch Symbole markiert werden können.

Der Übersichtlichkeit halber und unter der Prämisse, dass ein nicht unerheblicher Teil der spätmittelalterlichen Gebäude auch noch um 1620 existierte, wurde im Plan jedoch jeweils die ganze Parzelle ausgezeichnet, so wie sie im Schwedenplan wiedergegeben ist.

Für das Häuserbuch 1450 wurde neben der Literatur (siehe Literaturliste) vor allem der im Stadtarchiv aufbewahrte, reichhaltige Bestand an Urkunden des Mainzer Stadtgerichts über Häuserkäufe und -verkäufe, Verleihungen und Verpfändungen von Hausbesitz sowie sonstige Grundstückstransaktionen ausgewertet. Mehr als 400 Häuser sind mit den entsprechenden Informationen hinterlegt. Je nach Verwendungszweck und Eigentumsverhältnissen der Häuser sind (wie auch im Häuserbuch 1620) die Flächen unterschiedlich eingefärbt.

Erstmals in der Ausstellung „Gutenberg – aventur und kunst. Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution“ im Jahr 2000 präsentiert. Seit 2003 im Internet, 2009 überarbeitet und ergänzt, 2018 aktualisiert.

Häuserbuch 1620

Der bereits für das Häuserbuch 1450 erstellte Plan zu 1620 wurde weiter verfeinert und ergänzt. Wie schon 1450 wurden die Flächen nach sozialtopografischen Gesichtspunkten eingefärbt. Bislang konnten zu mehr als 1000 Häusern und ihren Bewohnern Informationen eingegeben werden.

Ausgewertet wurden neben den Urkunden des Stadtgerichts (einschließlich den im Stadtarchiv im Bestand 5 verwahrten Stadtgerichtsprotokollen) die Stadtaufnahme von 1594 (Sta Mainz, 6/2; ediert durch Heinrich Schrohe, Die Mainzer Stadtaufnahmen des 16. bis 18. Jahrhunderts. I. Teil [Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 6], Mainz 1930) sowie die Steuerliste von 1614 (Sta Mainz, 6/55). Soweit vorhanden, wurden auch einzelne Grundrisspläne bei der Umzeichnung der Flächen berücksichtigt (z.B. aus Ernst Stephan, Das Bürgerhaus in Mainz, Tübingen 1974).

Besonders aufwändig gestaltete sich die Rekonstruktion des Grundrisses der sog. Schweikhardtsburg mit dem Benediktinerkloster St. Jakob, wofür zusätzlich u.a. Pläne von 1620 (Sta Mainz, BPSP / 2357a), 1630 (Staatsarchiv Würzburg, MRA K 692/1435) sowie von 1794 (abgebildet in G.J. Wilhelm Wagner / Friedrich Schneider, Die vormaligen geistlichen Stifte im Großherzogtum Hessen, Darmstadt 1878, Tafel V) berücksichtigt wurden. Außerdem wurden für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zwei Einzellayer zur Zitadelle, dem Nachfolgebau der Schweikhardtsburg (basierend auf dem weiter unten genannten Spalla-Plan), sowie zu den Wohnungen der Mainzer Juden vor Errichtung des Ghettos 1662/71 angelegt (aufgrund der Stadtaufnahme von 1657, ediert durch Schrohe, Stadtaufnahmen, II. Teil [Beiträge 7], Mainz 1930).

Den Festungsbau und das Umfeld der Stadt nach 1648 dokumentiert ein weiterer eigener Layer, der einen Plan des italienischen Ingenieurs Giovanni Giuseppe Spalla von 1676 (in einer Kopie von 1827 im Sta Mainz, BPSP / 123 D) wiedergibt.

Seit 2012 im Internet.

Festung 1866 / Häuserbuch 1871

Für das Häuserbuch 1871 wurde der bereits von Ludwig Falck verwendete Kataster-Stadtplan von 1871 (Sta Mainz, BPSP / 489 D) zugrunde gelegt. Bei der Georeferenzierung des digitalisierten Plans stellte sich heraus, dass die zwei Teile des Plans nicht exakt zusammengeklebt wurden und an den Schnittstellen Lücken aufweisen.

Aus diesem Grund wurde für die Darstellung des nördlichen Teils der Stadt auf weitere zeitgenössische Pläne zurückgegriffen (Sta Mainz, BPSM / 195 D und BPSP / 837 D). Nicht übernommen wurden aus dem Katasterplan von 1871 die bis 1876 reichenden Ergänzungen zu den verschiedenen Eisenbahnprojekten.

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Häuserbüchern unterblieb vorerst die Aufnahme der Eigentümer und Bewohner der Gebäude, da diese über das unter www.dilibri.de abrufbare Adressbuch der Stadt Mainz von 1870 einfach zu ermitteln sind.

Für öffentliche und militärische Gebäude ist eine Volltextrecherche (unter „Objekte“) möglich. Ergänzt wurde das Häuserbuch 1871 um eine Darstellung der Festung Mainz, die im amtlichen Kataster-Stadtplan vollkommen ausgespart ist. Zu diesem Zweck wurde eine während des Krieges 1866 angelegte Mappe (StA Mainz, BPSM / 27a) mit 25 Einzelblättern zu den einzelnen Festungsabschnitten georeferenziert und digitalisiert sowie mit einem 1873 angelegten, auch das rechtsrheinische Gebiet miteinbeziehenden Übersichtsplan der Festung Mainz (StA Mainz, BPSP / 495 C) abgeglichen, um festgestellte Ungenauigkeiten, Abweichungen und Widersprüche zu eliminieren.

Seit Dezember 2013 im Internet.

Häuserbuch 1946

Über die Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs informiert ein georeferenziertes Digitalisat eines Stadtplans von 1946 (StA Mainz, BPSP / 595 D).

Seit Juni 2016 im Internet.

Nutzung im Internet

Anzeige, Navigation und Abfrage der Geodaten des Digitalen Häuserbuchs im Internet erfolgen mit Mapbender (ein Projekt der Open Source Geospatial Foundation). Eine optimale Nutzung ist mit folgenden Browserversionen möglich:

  • Internet Explorer ab Version 6.x
  • Mozilla ab Version 2.0
  • Google Chrome
Ausschnitt aus dem Digitalen Häuserbuch: Jakobsberg im Jahr 1450 Stadtarchiv Mainz
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