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Der Gonsbach

Von Finthen her kommend, durchquert der Gonsbach die Kleingartenanlagen und Gemüsefelder im vorderen Gonsbachtal, fließt weiter durch den alten Ortskern in Richtung Mombach und verschwindet am Kinderneurologischen Zentrum (Hartmühlenweg) unter die Erde.

Renaturierung

Im Frühjahr 2013 starteten die Arbeiten zur Renaturierung des Gonsbachtals im Stadtteil Mainz-Gonsenheim. Auf 1,2 Kilometern Länge und sechs Hektar Fläche wurde das Gonsbachtal  - von der Mainzer Straße bis zum Lungenberg - in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Der Bach wurde aus der Betonrinne befreit und findet nun wieder seinen eigenen Weg durch das Tal. Heimische Sträucher und Bäume wie Weiden, Erlen, Eschen und Eichen sollen hier in Zukunft wieder wachsen, am Ufer zudem Schilf und Röhricht. Auf öffentlichen Wegen finden Spaziergänger Ruhe und Erholung inmitten der Natur.

Doch, was in vielen Teilen aussieht, wie ein hübscher kleiner Bach, ist auch nach der Renaturierung weiterhin ein Teil einer abwassertechnischen Anlage. Deshalb: bitte nicht darin baden, spielen oder das Wasser trinken. Warum, das erklären wir ihnen gerne.

So funktioniert's

Fängt es in Finthen und Gonsenheim an zu regnen, sammelt sich das Regenwasser von den Dächern und Straßen zusammen mit den Abwässern aus den Finther und Gonsenheimer Küchen, Bädern und Toiletten im Abwasserkanal. Bei einem Gewitter kann so innerhalb kürzester Zeit sehr viel Wasser auf einmal zusammen kommen. Dieser erste Wasserschwall, auch Schmutzstoß genannt, wird komplett über die Kanalisation zur Reinigung in die Kläranlage geleitet.

Regnet es weiter, das heißt, es kommt immer mehr Wasser, wird das Abwasser sehr stark verdünnt. Man spricht jetzt von Mischwasser.

Regnet es immer noch weiter, kommt der Gonsbach ins Spiel. Er dient als Puffer. Sollte mehr Wasser kommen, als der Kanal fassen kann, wird, um Platz zu schaffen, stark verdünntes Mischwasser in den Bach geleitet.

Dieses Verfahren wird deutschlandweit angewandt. Genehmigt und kontrolliert von der jeweiligen Struktur und Genehmigungsbehörde, in unserem Fall die SGD Süd.

Selbstverständlich steht dabei der Gewässerschutz an oberster Stelle. Durch den Einbau mehrerer Feinsieb-Rechen im Vorlauf sorgen wir dafür, dass nur die sehr stark verdünnten flüssigen Bestandteile weiter kommen, die Festen werden vorher ausgesiebt.

Aber: Immer mehr Menschen benutzen ihre Toilette fälschlicherweise als Abfalleimer. Essensreste, Feuchttücher, Wattestäbchen oder Zigarettenstummel sorgen dafür, dass die Siebe verstopfen. Kommt ein Gewitter, können dann auch Fäkalien und Toilettenpapier die Hürden überwinden und gelangen mit den Wassermassen dorthin, wo sie nicht sein sollten, z. B. in den Gonsbach.

Wären dann nicht größere Kanäle besser? Die Größe von Abwasserkanälen richtete sich nach der Zahl der angeschlossenen Haushalte und der örtliche Niederschlagssituation, d.h. wie oft und stark es regnet.

Um Feststoffe wie menschliche Ausscheidungen, aber auch Sand, Staub und Reifenabrieb von Straßen, die über den Gully im Kanal landen, zum Klärwerk zu transportierem, benötigt das Abwasser eine gewisse Strömung. Um diese auch in regenarmen Zeiten zu gewährleitet, kann man den Durchmesser von Kanälen nicht unendlich erhöhen. Denn: je größer der Durchmesser, desto kleiner wird die Strömung.

Sehenswert: Arena für Gladiatoren

Während der Renaturierungsarbeiten traten überraschend römische Funde zu Tage.

Im ehemaligen Abwasserbecken am Angelrechweg wurden mehrere Gebäudereste und eine kreisförmige Arena gefunden.

Die Größe und bauliche Qualität der Überreste geben Hinweise auf eine militärische Nutzung. Vergleichbare Anlagen lassen entweder auf eine Nutzung als Trainingsareal (ludus) für Gladiatoren oder als Dressurplatz (gyrus) für Pferde schließen.

Einige Mauerreste und größere Funde blieben auf dem Gelände. Ein Aussichtspunkt mit Schautafeln erläutert heute den geschichtsträchtigen Ort. Gut zu wissen: Schon vor 2000 Jahren entwickelten die Römer erste Maßnahmen zum Hochwasserschutz.

Architekturpreis Rheinland-Pfalz

Und noch eine weitere Sehenswürdigkeit befindet sich am Gonsbach. Ganz am Ende, an der Stelle, an der der Gonsbach in den Rhein mündet: in der Mainzer Neustadt. Genauer gesagt in der Gaßnerallee.

Hier ragt ein quaderförmiger, anthrazitfarbener Kubus fast neun Meter in die Höhe. Er wurde 2011 mit dem Architekturpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet und beinhaltet eins der modernsten Hochwasser-Pumpwerke Europas.

Bis zu 22.000 Liter pro Sekunde (!) - bei starkem Regen also das Niederschlagswasser der ganzen Innenstadt - können über einen Kanal unter dem Gebäude in den Rhein geleitet werden.

Führt der Rhein Hochwasser, geht das 7,20 m große Hubwehr zu und schützt die Mainzer Innenstadt vor dem Rückstau des Rheinhochwassers in die Kanalisation. Jetzt springen die Pumpen an und pumpen das Regenwasser aus der Innenstadt über den Hochwasser-Pegelstand in den Rhein. Und der Gonsbach? Der mündet genau hier ebenfalls in den Rhein.

Gut zu wissen

……sollten Sie sich beim Spazieren gehen wundern, warum am Lungenberg - unterhalb des Hartenbergs - ein Teil des Weges durch größere Steinbrocken etwas holprig wird: Der Weg ist gar kein Weg. Sie stehen mitten im Hochwasser-Notüberlauf.

Um bei einem Unwetter Hochwasser am Gonsbach zu verhindern, leitet man die Wassermassen in verschiedene Auffangmöglichkeiten, wie Regenrückhaltebecken oder eben diesen Hochwasserüberlauf. Die Steine im Becken sorgen dafür, dass der Boden nicht wegrutscht und der Abstand ist wichtig, damit das Wasser dort versickern kann.

Hübsche Geschichte, oder? Dürfen Sie gerne beim nächsten Spaziergang weiter erzählen.

Hochwasser-Messstation am Gonsbach WB Mainz
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