19:00 Uhr Auftakt
5. Sinfoniekonzert: Erstklassige B-Noten
Von Sorgen überschattet waren die letzten Jahre im Leben von Béla Bartók. In seiner Heimat Ungarn ein angesehener Komponist, war er 1941 vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen, wo er beruflich jedoch nicht Fuß fassen konnte. Seine Schöpferkraft wäre vielleicht vollständig versiegt, hätte er nicht Besuch von Serge Koussevitzky bekommen. Der Leiter des Bostoner Sinfonieorchesters überbrachte Bartók einen Auftrag für ein Orchesterwerk, das dieser in nur wenigen Monaten fertigstellte: Mit dem Konzert für Orchester feiert Bartók das Orchester selbst, indem er die einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen als virtuose Solist*innen brillieren lässt. Das reiche Spektrum des Werks reicht von volksmusikalischen Einflüssen über barocke Techniken bis hin zum musikalischen Zitat und machte es innerhalb kurzer Zeit zu einem Klassiker der Moderne.
Wie ein die eigene Schaffenskraft lähmender Riese soll Johannes Brahms Beethoven empfunden haben. Dass Robert Schumann ihn in seiner Zeitschrift als Nachwuchskünstler rühmte, erhöhte den Druck auf den zu Selbstzweifeln neigenden Brahms nur noch mehr. So näherte er sich den großen musikalischen Gattungen zunächst schrittweise an: Aus einer Sonate für zwei Klaviere entwickelte Brahms Ideen für eine Sinfonie, die schließlich in sein erstes Klavierkonzert mündeten. In diesem gewichtigen und für den Solisten äußerst anspruchsvollen Konzert verzichtet Brahms auf oberflächliche Virtuosität zugunsten einer farbenreichen Synthese aus Klavierkonzert und Sinfonie. Damit stellt er sich selbstbewusst dem Riesen Beethoven, den er mit dröhnenden Paukenwirbeln, ungestümen Tonsprüngen und energischen Rhythmen hörbar zitiert.
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