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Blog Weingut Buscher: Wo der Walk of Art zum Walk of Wine führt

Das Weingut Jean Buscher in Bechtheim zelebriert die Kombination von Kunst & Wein

Jean und Jeanette erwarten den Besucher auf der Terrasse. Die mannsgroßen Keramikfiguren wurden von Klaus Schultze kreiert, einem Professor für Keramik und Kunst vom Bodensee. "Kunst kann man hier nicht ausweichen", sagt Jean Michael Buscher trocken. Seit 33 Jahren zelebrieren sie hier Kunst in enger Symbiose mit Wein, kein Wunder, dass das Weingut Jean Buscher den Great Wine Capital Tourism Award 2016 in der Kategorie Kunst & Kultur gewonnen haben.

Ein Walk of Art führt geradewegs in die neue Weinlounge, wie die Buschers ihre Vinothek nennen. Entlang der halbrunden Wand der Weinlounge hängen Regale von gerostetem Blech, darin Weinflaschen neben Kunstwerken. Im Boden führen runde Metallsiegel in den Raum, jedes zeigt ein Emblem von einer der Weinflaschen aus dem Ständer daneben: Weinlabels aus hauchdünnem, bunten Metall.

Eines der Etiketten zeigt Clowns, ein anderes "den Kuss der Muse". Eines der runden Kunstwerke feiert den Fall der Berliner Mauer, "L'Ouvertüre" heißt diese Edition. "Schauen Sie", sagt Buscher, und öffnet ein winziges Baumwollsäckchen mit kleinen Stücken Mauerwerk darin. "Diese Stücke stammen von der Berliner Mauer", sagt er stolz, "mein Schwager hat sie persönlich von der Mauer gehauen."

In 17 Jahren entwarfen 17 Künstler aus allen Teilen der Welt Motive für diese speziellen Metalletiketten, 900 Flaschen gab es jeweils von dem Sonderwein, gefüllt etwa mit einer Gewürztraminer Auslese trocken. Als die Metalletiketten zu teuer wurden, bemalten die Künstler Böden von Barriquefässern, die einzigartige Pyramide ziert den Fasskeller.

16 Hektar Weinberge gehören zum Weingut Buscher in Bechtheim, einem kleinen Dorf im Süden von Rheinhessen, bekannt für hervorragende Weine. Der Boden hier ist aus Lehm, gesprenkelt mit Kalk und Sand. Der perfekte Grund für Burgunder, sagt Buscher Junior, ein weiterer Jean mit Zweitnamen Raphael. Alle männlichen Buschers tragen den Namen Jean, nach jenem Urahn, der 1844 das Weingut gründete, der zweite Vorname dient zur Unterscheidung. Kristall klare Weine machen sie hier, mit einem Fokus auf Finesse und Vielfalt, und einer speziellen Liebe für den gelben Muskateller.

Die Sache mit der Kunst begann 1984, zum 140. Geburtstag des Weinguts. In jenem Jahr wurde die Basilika von Bechtheim renoviert, und Kirchenmaler Hermann Gottfried verliebte sich in die Buscher-Weine. Seine Skizzen und Zeichnungen für Kirchenfenster waren die erste Kunstwerke, die in Buschers Weinkeller ausgestellt wurden. "Wir hatten ja keine Ahnung, was wir da taten", erinnert sich Senior Jean Michael schmunzelnd, "aber unsere Besucher waren begeistert."

Tief hinunter in den Grund führt der uralte Weinkeller, große alte Eichenfässer reihen sich an den Wänden, das älteste stammt aus dem Jahr 1893 und fasst 2.750 Liter. "Im tiefen Keller sitz' ich hier bei einem Fass voll Reben", stimmt Jean Michael an – das alte Trinklied wurde hier schon gesungen. Uwe Seeler, das Fußballidol, intonierte Weinlieder in einer legendären Nacht, an anderen Nächten erschallten Trompeten, Thai Songs und Gregorianische Choräle – Musik ist immer ein Teil der Kunstausstellungen.

In einem Jahr mussten die Gäste selbst singen – und niemand anderes als Überraschungsgast Gotthilf Fischer dirigierte den Chor. 2009 dann zeigte der Buscher-Kunstkeller die Gemälde von Udo Lindenberg, seine Lieder steuerte ein Doppelgänger bei, aber das Metalllabel stammt von Udo selbst – es ziert den "Panik Silvaner". Andere Künstler der alljährlichen Ausstellung kamen aus den USA, von Hawaii, aus Israel, Polen oder Schottland.

Und immer hinterließen sie Spuren in Form von Kunstwerken im Weingut Buscher: Ein minimalistisches Kreuz aus Draht und Stein stammt von der Ausstellung der Benediktiner, der "Weinrüssler" blieb von Künstlerin Lisl Metten, und Blickfang in der neuen Weinlounge ist ein großes rundes Audrey Hepburn-Bild aus Metall. "Mit jeder Ausstellung wuchs die Inspiration, die Kulturgüter Wein, Malerei, Skulpturen und Musik zusammen zu bringen", sagt Jean Michael: "Wir wollen, dass die Leute sie fühlen können – denn es ist alles Kultur." In der neuen Weinlounge kommen sie zusammen, der einzigartige Walk of Art und Walk of Wein, mitten in Rheinhessen, behütet von Jean und Jeanette.

Über die Bloggerin

Die Journalistin Gisela Kirschstein lebt seit 1990 in Mainz und ist unter anderem für ihre Website Mainz& ständig auf der Suche nach spannenden Themen aus Mainz und Rheinhessen. 2015 gewann sie den internationalen Bloggers' Contest der Great Wine Capitals.