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CO2-Fussabdruck von Lebensmittel

Klimafreundlich Essen

Das Angebot an Lebensmitteln in Deutschland ist bunt, vielfältig, reichhaltig und immer verfügbar. Der Anteil der Ernährung an den gesamten Treibhausgasemissionen pro Kopf beträgt ca. 15 Prozent, so das Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Wer weniger klimaschädliche Triebhausgase produzieren möchte, hat also auch hier die Möglichkeit seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Leider variieren die Angaben zum CO2-Fußabdruck einzelner Lebensmittel erheblich. Das liegt an den unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die zur Ermittlung der Treibhausgasemissionen herangezogen wurden. Es ist beispielsweise ein Unterschied, ob die Emissionen nur für die Produktion oder bis hin zum Teller der Endverbraucher:innen berechnet werden.

Beispiel Tomaten

Das ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) hat in einer Studie exemplarisch an ca. 200 Lebensmittel die Auswirkungen verschiedener Faktoren auf den CO2-Fußabdruck untersucht. Dieser variiert je nach Herkunft, Verarbeitungsgrad und Verpackung deutlich. Bei Tomaten ist der CO2-Fußabdruck (in Kilogramm CO2- Äquivalent pro kg Lebensmittel, kurz kg CO2) beispielsweise:

  • durchschnittlich 0,8
  • aus Deutschland in der Saison 0,3
  • aus Südeuropa, Freiland 0,4
  • aus Bio-Anbau 1,1
  • Kirschtomaten 0,9
  • aus Deutschland, beheiztes Gewächshaus 2,9
  • passiert im Verbundkarton 1,6
  • passiert in der Dose 1,8
  • passiert im Glas 1,9
  • Tomatenmark 4,3

Neben dem CO2-Fußabdruck hat das ifeu auch den Verbrauch wichtiger Ressourcen in die Studie mit aufgenommen. Demnach hat ein Kilogramm frische Tomaten durchschnittlich einen

  • Phosphat-Fußabdruck von 2 g Phosphatgestein-Äquivalent
  • Flächen-Fußabdruck von 0,1 m²·a Naturflächenbelegung
  • Wasser-Fußabdruck von 1.000 L Wasser- Äquivalent
  • Energiebedarf von 1,5 kWh Primarenergie-Äquivalent

Diese Übersicht zeigt signifikante Unterschiede in der CO2-Bilanz. Dennoch sollte hier beachtet werden, dass die Produktion einer Tomate grundsätzlich weniger Klimagase als die eines Rinder-Steaks (durchschnittlich 13,6 kg CO2) hervorruft.

Beispiele für klimafreundliche Lebensmittel

Frische und unverpackte Karotten und Weißkohl haben einen CO2-Fußabdruck von nur 0,1 kg CO2 und somit den niedrigsten Wert überhaupt. Dicht gefolgt wird dieser Wert von den meisten einheimischen, frischen und saisonal gekauften Obst- und Gemüsesorten. Produkte aus Pflanzenmilch verbrauchen deutlich weniger CO2 als ähnliche Lebensmittel aus Kuh-, Schafs- oder Ziegenmilch. Ein Wehrmutstropfen bei Mandel- und Sojamilch ist aber der hohe Wasserverbrauch.

Brot und andere Getreideprodukte, wie beispielsweise Nudeln oder Bulgur, schneiden bei der CO2-Bilanz gut ab. Im Fall des Brots kann der gewählte Belag die Bilanz aber schnell erheblich verschlechtern. Pflanzliche Proteinquellen, wie z.B. Linsen oder Nüsse, sind generell besser als tierische. Die Ergebnisse der kompletten ifeu-Studie finden Sie in der Linkliste.

Welche Konsequenzen ergeben sich?

Am einfachsten wäre es für uns Verbraucher:innen, wenn eine ganz konkrete Angabe des Verbrauchs von klimaschädlichen Gasen pro Kilogramm einfach auf dem jeweiligen Produkt stehen würde. Vielleicht ähnlich dem Nutri Score für Nährwerte, mit einem Ampelsystem. Anhand des Beispiels der Tomaten wird aber schnell klar, dass dies für die unzähligen Lebensmittel, die sich in deutschen Supermarktregalen befinden, einfach zu aufwändig und teuer wäre. Daher wird in der Regel der Mittelwert des CO2-Verbrauchs angenommen.

Die Organisation Eaternity entwickelt Lösungen für die Lebensmittelindustrie, um den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln genau und effizient zu messen. Sie hat fast 500 Lebensmittel je nach CO₂-Fußabdruck in Bereiche eingeteilt und auf einem übersichtlichen Poster zusammengestellt. Dabei wurde als Darstellungseinheit die Menge CO2 in Gramm gewählt, die einem Drittel des Tagesbedarfs entspricht. Die Poster sind in insgesamt sieben Lebensmittelgruppen, z.B. Fleisch und Fleischersatz sowie Gewürze, Kräuter und Essig, unterteilt.

In diesen Übersichten wird u.a. deutlich, dass die CO2-Bilanz tierischer Lebensmittel generell schlechter ist, als die pflanzlicher.  Auch der Transport spielt eine wichtige Rolle. Weite Wege, die dann auch noch mit dem Flugzeug zurückgelegt wurden, erhöhen den CO2-Verbrauch grundlegend. Unverarbeitete und unverpackte Lebensmittel haben dagegen in der Regel eine gute Klimabilanz.

Nachhaltige Lebensmittel zu identifizieren ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Tendenziell ist Fleisch klimaschädlicher als die meisten pflanzlichen (Ersatz-)Produkte. Ein Burger-Patty auf Erbsenbasis verbraucht demnach 1,8 (kg CO2), ein Patty aus Rindfleisch 9,0 (kg CO2). Erstaunlicherweise haben viele Bioprodukte einen höheren CO2-Fußabdruck, als die Produkte aus dem konventionellen Anbau. Das liegt aber vor allem daran, dass mehr Fläche für den Anbau benötigt wird. Die komplette Studie finden Sie in der Linkliste.

Unterm Strich bleibt es für die Verbraucher:innen schwierig, eine konkrete Übersicht über ihren CO2-Fußabdruck im Bereich Ernährung zu erhalten. Unser Umwelttipp soll Anregungen geben und Informationsmöglichkeiten auszeigen.

Umwelttipp Juni 2022