Umwelttipp zum Jeanskauf
Nachhaltige Jeans
Sie findet sich in nahezu jedem deutschen Kleiderschrank, zumeist sogar mehrfach und in der klassischen Farbe Blau – die Jeans. Kaum ein anderes Kleidungsstück ist so beliebt und seit vielen Jahren sowie in den unterschiedlichsten Ausführungen unser ständiger Begleiter. Leider gilt auch für dieses Stück heißgeliebter Textilgeschichte, dass die wenigsten Modelle umweltfreundlich, nachhaltig oder fair sind.
Warum sind Jeans so schädlich für die Umwelt?
Bis eine Jeans in unserem Kleiderschank liegt, hat sie einen weiten Produktionsweg hinter sich. Die klassische Jeans besteht aus einem festen Baumwollstoff. Die Baumwolle wird in vielen Ländern immer noch als reine Monokultur angebaut. Sie benötigt viel Wasser und den Einsatz großer Mengen an Dünger und Pestiziden, um möglichst gewinnbringend zu wachsen.
Bei der Produktion des eigentlichen Jeansstoffes (Denim) werden dann große Mengen an Chemikalien, beispielsweise Anilin zum Färben, eingesetzt. Danach wird die fertige Jeans oft noch veredelt. Auch diese Abläufe finden unter der Verwendung von giftigen Chemikalien (z.B. Chlor zum Bleichen) oder gesundheitsgefährdenden Prozessen (z.B. dem Sandstrahlen) sowie einem hohen Wasserverbrauch statt. Das schädigt Böden, Gewässer, Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die Arbeitskräfte und die Menschen rund um die Anbau- und Produktionsbetriebe. Nicht zuletzt bleiben Produktionsrückstände in den Jeans, die unsere Gesundheit beim Tragen der Hosen belasten können.
Warum sind Jeans nicht fair?
In den Produktionsländern entsprechen die Arbeitsbedingungen in den seltensten Fällen unseren Umwelt- und Gesundheitsstandards. Entlang der gesamten Produktionskette einer Jeans sind oftmals unmenschliche Arbeitszeiten, Schikanen und viel zu geringe Löhne an der Tagesordnung. Zudem leiden die Arbeitskräfte unter dem sorglosen Umgang mit hochgiftigen Chemikalien oder dem fehlenden Arbeitsschutz, wie beispielsweise Atemmasken für das Sandstrahlen.
Was kann ich selbst tun?
Die gute Nachricht ist, dass es mittlerweile einige Modelabel gibt, die bezahlbare, nachhaltige und faire Jeans vertreiben. Wir haben Ihnen ein paar Tipps für den kommenden Jeanskauf zusammengestellt:
- Kaufen Sie Jeans aus Bio-Baumwolle
Es gibt einige Zertifizierungen die sicherstellen, dass Ihre neue Jeans nach ökologischen Richtlinien produziert wurde. Steht auf der Jeans „Bio“ bzw. „aus Bio-Baumwolle“ oder „kba“ (kontrolliert biologischer Anbau), bezieht sich das auf den Baumwollanbau. Es wird beispielsweise auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet und es dürfen nur natürliche Dünger eingesetzt werden. - Auf die Siegel/Label achten
Das am weitesten verbreitete Siegel ist das GOTS-Siegel. Weniger verbreitet, aber noch etwas strenger ist das Siegel „IVN Best“. Beide haben neben dem Bio-Anbau auch strenge Auflagen für den Chemikalieneinsatz in der Produktion und legen Sozialstandards fest. Welche weiteren Textilsiegel es noch gibt und wie diese zu bewerten sind, lesen Sie in unserer Linkliste am Ende des Artikels. - Wenig Weiterverarbeitung/Behandlung
Schon allein das Einfärben des Baumwollstoffes ist sehr wasserintensiv und es werden dabei durch die Farbstoffe auch Schwermetalle freigesetzt. Alle weiteren Veredlungsschritte benötigen dann zusätzliche Chemikalien, Wasser und andere Ressourcen. Der beliebte „Used-Look“ wird beispielweise häufig durch Sandstrahlen erzeugt – wobei der austretende Staub ohne Arbeitsschutz zur tödlichen Silikose („Staublunge“) führen kann. Wenn der Jeansstoff künstlich abgeriebene Stellen oder Löcher hat, mindert dies die Haltbarkeit der Hose oft erheblich. - Aufheben statt wegwerfen
Jeanstrends kommen und gehen. Die Schlaghosen der Siebziger und die Karottenjeans der Neunziger feiern derzeit ein Revival. Daher lohnt es sich, eine noch gute aber nicht mehr so modische Jeans aufzuheben oder aber so umzuarbeiten, dass es wieder passt. Seien Sie kreativ! - Weniger ist mehr
Wie bei allen anderen Textilien gilt das auch beim Jeanskauf. Kaufen Sie lieber eine neue Lieblingsjeans, die sie dann tragen bis sie wirklich kaputt ist, als fünf günstige Modelle, die mehr oder weniger ihr Dasein im Kleiderschrank fristen müssen. Es lohnt sich Geld in eine gut sitzende, nachhaltige und fair produzierte Jeans zu investieren. - Jeans mieten
Einfach ein komplettes Outfit mit neuer Jeans ausleihen, anstatt es zu kaufen? Das geht auch! Mit einer monatlichen Abo-Gebühr kann schnell Abwechslung in den Kleiderschrank gebracht werden, ohne dass er gleichzeitig vor wenig getragenen Stücken überquillt. Möglichkeiten zum Kleidermieten finden Sie in der Linkliste.
Viele große Modemarken werben derzeit mit mehr Nachhaltigkeit bei Produktion und Versand ihrer Jeans. Anhand der angegebenen Standards und Siegel können Sie selbst herausfinden ob und inwieweit Ihre neue Jeans Ihren Ansprüchen an fair und umweltfreundlich produzierter Kleidung gerecht wird.
April 2022