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Pressemeldung

OB Nino Haase: „Dieser Tag ist in das Gedächtnis der Mainzerinnen und Mainzer fest eingeschrieben“

80. Jahrestag des Gedenkens an die Opfer des Bombardements vom 27. Februar 1945

Am 27. Februar 1945, nur wenige Wochen bevor der vom nationalsozialistischen Terrorregime entfesselte Zweite Weltkrieg für Mainz zu Ende gehen sollte, erlebten die Mainzer:innen den letzten - und zugleich verheerendsten - Bombenangriff auf die damals schon sichtbar vom Krieg gezeichnete Stadt. Über 1.500 Tonnen Spreng- und Brandbomben entluden sich an jenem Tag innerhalb einer folgenreichen Viertelstunde über Mainz.

Der gegen Ende des Krieges völlig überforderte deutsche Flugmeldedienst hatte erst kurz zuvor die auf Mainz anfliegenden 435 britischen Bomber erfasst. Da die Alarmierung der Bevölkerung vor der drohenden Gefahr damit weit zu spät erfolgt war, konnten die meisten Menschen in Mainz nicht mehr rechtzeitig in die Luftschutzbunker, sondern nur noch in die Keller ihrer Häuser flüchten. Das hatte zur Folge, dass etwa 1.200 Menschen bei diesem Bombardement ums Leben kamen.
Dieser Tag jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal.

Oberbürgermeister Nino Haase gedachte am heutigen 80. Jahrestag gemeinsam mit Domdekan Henning Priesel und Dekan Andreas Klodt im Rahmen einer Gedenkstunde am Mahnmal St. Christoph (Christofsstraße, 55116 Mainz) im Beisein vieler Mainzer:innen allen Opfern dieses Tages und der vorangegangenen Kriegsereignisse mit einer Kranzniederlegung.

Der Oberbürgermeister erinnerte in seiner Gedenkrede: „Der 27. Februar vor 80 Jahren markierte einen Wendepunkt in unserer Stadtgeschichte: An diesem Tag, um genau 16.46 Uhr war das Mainz, wie man es bisher kannte, war die 2.000 Jahre alte Stadt Mainz ausgelöscht. Dieser Tag ist seither in das Gedächtnis der Mainzerinnen und Mainzer fest eingeschrieben und die Erinnerung an das Inferno wird bis heute von Generation zu Generation weitergegeben.“

Die Innenstadt war nach dem 27. Februar 1945 nahezu vollständig zerstört, das Leben in ihr schien erloschen zu sein. Insgesamt waren während des Krieges etwa 2.800 Menschen in Mainz durch Bombenangriffe getötet worden, unzählige hatten schwere Verletzungen an Leib und Seele davongetragen und zehntausende Überlebende verloren ihr gesamtes Hab und Gut.

Gleichzeitig bedeutete dieser letzte Bombenangriff auf Mainz für etliche Menschen, deren Leben durch das NS-Regime bedroht war, die Rettung. So konnten mehrere jüdische Einwohner:innen von Mainz, die bis dahin noch nicht deportiert worden waren, das allgemeine Chaos nach dem 27. Februar nutzen, um unterzutauchen. Sie hielten sich bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen am 22. März 1945 versteckt und entgingen so der bereits von der Gestapo angeordneten Deportation in den sicheren Tod.

OB Nino Haase: „Es sind nur noch wenige, die uns von dieser Zeit als Zeugen berichten können. Ihre Stimmen dürfen aber nie verstummen, denn wir brauchen sie zum Erinnern und noch viel mehr als Mahnung, dass sich so etwas nie mehr wiederholt. Heute gedenken wir derer, die der Krieg genommen hat: an diesem Tag und an allen Tagen davor und danach; aus unserer Stadt – und aus den Städten der Welt. Der Krieg macht keine Unterschiede. Ihrer aller Leid ist uns Mahnung.“

Dieser Krieg, der am 27. Februar 1945 mit „vernichtender Wucht in unsere Stadt kam“, war von den Deutschen selbst zuvor entfesselt worden, so Haase. Das nationalsozialistische Deutschland sei berauscht gewesen von Selbstverherrlichung, Rassenwahn und unsagbarem Vernichtungswillen.

Das Gedenken an die Opfer des 27.02.1945 erfolge in dem „festen Willen, nie wieder jenes Gedankengut zuzulassen, das so viel Leid über ganz Europa und über unsere Stadt gebracht“ habe. Deutschland habe die Lehren aus der Geschichte gezogen. „Wir haben unsere Dörfer und Städte wiederaufgebaut, unser Mainz wiederaufgebaut. Wir haben unsere Verfassung aufgebaut, und auf diesem festen Fundament unsere Demokratie wachsen lassen. Aktuell erfahre man schmerzlich, was passiere, wenn Menschen in unserem Land - und außerhalb - die Geschichte vergessen oder diese für ihre Zwecke umdeuten wollten: „Wir erleben aber gleichzeitig, dass in unseren Städten Zehntausende, ja deutschlandweit betrachtet, Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen und gegen menschenverachtende rechte Parolen und für die Demokratie einstehen und für die Werte unseres Landes.“

Unbegreiflich sei zugleich, dass ein elitärer amerikanischer Wirtschaftsboss sich anmaße zu fordern, in Deutschland die Gedenkkultur für die Opfer der Nazidiktatur „nun hinter uns zu lassen“. Oberbürgermeister Haase: „Das ist brandgefährlich und ein direkter Angriff auf unsere Demokratie. Solch Geschichtsvergessenheit und Geschichtsverdrossenheit macht fassungslos.“

Die Demokratie in Deutschland müsse gestärkt werden. Daher gelte der Appell an alle Mainzer Bürgerinnen und Bürger, Flagge zu zeigen - bei Kundgebungen und Demonstrationen in der Stadt, aber auch in Gesprächen im Freundeskreis, im Verein, im Beruf. „Mainz ist bunt und vielfältig und hat die Demokratie wie kaum eine andere Stadt in ihrer Identität manifestiert. Lasst uns zusammenhalten und für Frieden und das Miteinander zwischen den Völkern einstehen.“


Anbei finden Sie die Rede des Mainzer Oberbürgermeisters Nino Haase zum 80. Jahrestag des Gedenkens an die Opfer des Bombardements vom 27. Februar 1945.

Herausgeber

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Pressestelle | Kommunikation (Hauptamt)
Ralf Peterhanwahr
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