Mainzer Stadtdruckerpreis
Mit dem Mainzer Stadtdruckerpreis werden Grafikerinnen und Grafiker, Pressendruckerinnen und Pressendrucker sowie Typographen geehrt, die sich in besonderem Maße um die Weiterentwicklung verschiedener Aspekte der Druckgrafik verdient gemacht haben.
Die Preisträgerin oder der Preisträger werden von einer Jury ausgewählt, die sich aus der Kulturdezernentin, der Direktorin des Gutenbergmuseums, einem Vertreter der Johannes Gutenberg-Universität (Fachbereich bildende Kunst), einem Vertreter der Fachhochschule Mainz, einem angesehenen auswärtigen Graphiker und einem Fachjournalisten zusammensetzt.
Preisträger 2018/2019: Tobias Gellscheid
20. Mainzer Stadtdrucker
Der Künstler Tobias Gellscheid (geb. 1983, lebt und arbeitet in Halle/Saale) erhielt 2018 den renommierten Stadtdruckerpreis der Landeshauptstadt Mainz.
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Vita
1983 geboren in Pößneck
2000 Schulabschluss in Pößneck
2000-2003 Ausbildung zum Holzbildhauer, Flensburg
2007-2008 Freischaffend als Holzbildhauer, St. Ulrich/Südtirol
2008-2009 Restaurator auf Schloss "Zur fröhlichen Wiederkehr", Trockenborn-Wolfersdorf
2009-2015 Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle/Saale
seit 2011 Künstlerischer Mitarbeiter, Landesamt für Denkmalpflege & Archäologie, Halle/Saale
2013-2014 Erasmus Stipendium, Art Academy of Latvia, Riga/Lettland
2015 Diplom bei Prof. Thomas Rug, Kunsthoch-schule Burg Giebichenstein, Halle/Saale
2018 Künstlerischer Mitarbeiter, Landestheater Neustrelitz, Mecklenburg Vorpommern
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Einzelausstellungen
2017 Response
mit Marta Dura,
Galerie Bernau, Bernau bei Berlin
2016 Widerhall
Eisfabrik Weiße Halle, Hannover
2015,
Blister
Galerie Kunsthof, Jena
Holzstich und Skulpturen
Galerie Töplitz, Potsdam
Rauschen
mit Marta Dura,
Zaglmaier Galerie, Halle (Saale)
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Preise/Stipendien
2018
Mainzer Stadtdrucker-Preis 2018/2019
Preisträger 2. Platz Grafik-Triennale, Kunstverein zu Frechen
2017/2018
Arbeitsstipendium, Kunststiftung Sachsen-Anhalt
2015
Preisträger der Leipziger Buchmesse 2015, Leipzig
2003
Landessieger als Holzbildhauer, Schleswig Holstein
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Gemeinschaftsausstellungen (Auswahl)
2019
CIRCLUS, Galerie Thaler Originalgrafik, Leipzig
2018
Grafik-Triennale, Kunstverein zu Frechen e.V.
Kunstverein Bad Salzdetfurth
Museum für Druckkunst, Leipzig
2017
Zaglmaier Galerie, Halle Saale
Schloss Burgk, Thüringen
Städtisches Kunstmuseum, Reutlingen
Jenaer Kunstverein e.V., Jena
2016
Altes Schloss Stuttgart, Landesmuseum Württemberg
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Das unvermeidliche Auf- und Ab, die "jugendliche Dummheit" und der heroische Habitus in der Geschichte der Popmusik waren bisher die Themen der Holzstiche von Tobias Gellscheid. Gleichsam gerockte Landschaften, von düsterer Schwermut verhangen, sind nun hinzugekommen. Gegeben sind weiterhin exemplarisch die typischen Phänomene wie Hysterie und Entgleisung. Die Detailkenntnis der seit Jahren sich immer wieder neu erfindenden und wieder entschlummernden Szene der grafischen schwarzen Post- und Spätromantik ist bei Tobias Gellscheid immer parat. Man kann von ihm die abenteuerlichsten Querverweise über die Marotten und maroden Macken der Spezies dieser besonderen Grafiker und Stecher erfahren. Sie sind sein Spezialgebiet: Melancholie der zu Herzen gehenden Stimmungen und grafische Raffinesse sind zwei Seiten einer Sache. Diese wird von ihm illustriert unter Verwendung von markanten Fotos die im www zu finden sind oder aber im Album des verstorbenen Großvaters. Faszination und Trash gleichermaßen sind unter aufwändigster und grundsolider Übertragung in das scheinbare Gegenteil verkehrt und mit Hilfe der alten, fast ausgestorbenen Technik des Holzstichs festgehalten. Im großen Format.
Es entsteht ein Spannungsraum, der durch seinen Anachronismus erst recht Fahrt aufnimmt. Seltsam wüst und gediegen zugleich werden die Fotos benutzt um ein (falsches) Zeitkolorit zu suggerieren.
Zudem sind teils grobe Manipulationen vorgenommen. Es wird beispielsweise geschwärzt was nun dahin ist. Auf der Bühne des populär idyllischen quasi "böcklin‘schen" (klein-) bürgerlichen Amtsblatts Geschichtskorrektur? Es ist ja heute gängige Praxis der Newsindustrie, aber in Holz gestochen sieht man es nicht alle Tage, obwohl die Surrealisten auf genau diese Weise damit angefangen hatten. Wunderbar sind in den prächtigen, ins tiefe Schwarz gestochenen und edel gedruckten Blättern die Schraffuren eingesetzt, technisch perfekt. Immer wieder gibt es Blöcke, die Verzerrungen in der Matrix assoziieren. Diese Grafiken sind aber auch dezidiert Holzstichtradition. Die ironischen brachialen Einfälle sind so wirksam, weil sie sich mit berechtigter Sympathie, Bewunderung und persönlicher Anteilnahme am Dargestellten die Waage halten.
(Prof. Thomas Rug)
Liste bisheriger Preisträger
1988 Karlheinz Oswald
1989 Robert Schwarz
1990 Michaela Karch
1991 Volker Pape
1992 Markus Guthörl
1993 Alfons Mannella
1994 Betina van Haaren
1995 Michael Rausch
1996 Beate Emde
1997 -
1998/99 Heike Negenborn
2000/01 Claus Laubscher
2002/03 Barbara Beissinghof
2004/05 Nikola Jaensch
2006/07 Katharina Fischborn
2008/09 Nikolas Hönig
2010/2011 Philipp Hennevogel
2012/2013 Sandra Heinz
2014/2015 Angela Glajcar
2016/2017 Franca Bartholomäi