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Ackerwildkräuter - Etablierung von Erhaltungsäckern

Die Technische Hochschule Bingen und die Landeshauptstadt Mainz kooperieren im Projekt „Rückkehr und Schutz von Ackerwildkräutern - Etablierung von Erhaltungsäckern in Rheinland-Pfalz“. Gefördert wird das Projekt über die Aktion Grün des Landes Rheinland-Pfalz.

Ackerwildkräuter sind der wichtigste Baustein für Biodiversität auf Äckern. Doch die Bestände vieler Arten sind in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen. Viele Arten stehen bereits kurz vor dem Aussterben.

Das Ziel des Projektes ist daher die Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern durch die Schaffung eines Netzes an Erhaltungsäckern und die Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit von Erhaltungsäckern zu prüfen. Auf den Erhaltungsäckern werden die optimalen Bedingungen für die Ackerwildkräuter geschaffen, indem das Getreide weniger dicht ausgesät wird und die Ackerwildkräuter und nicht der Getreide-Ertrag im Vordergrund stehen. Ein weiteres Ziel ist,  

Die Bestände an Ackerwildkräutern sowie Standorte, die sich für deren Ansiedlung in Rheinland- Pfalz eignen, werden dokumentiert. Zusätzlich wird eine Saatgutbank in Mainz weiter mit Proben beliefert werden, um so eine noch umfangreichere Sicherung der Ackerwildkräuter zu gewährleisten.

Das Projekt ist ein Modellprojekt, um neue Konzepte und Verfahren für den Erhalt bedrohter Pflanzenarten zu erproben. 

Acker-Hellerkraut - Thlaspi arvense

Rote Liste RLP: * (ungefährdet)
Rote Liste D: * (ungefährdet)
Blüte: Weiß
Blatt: Mittlere und obere Blätter sitzend, am Grund pfeilförmig stängelumfassend
Wuchsform: 10 – 50 cm, Lauchgeruch, Stängel kantig
Blütezeitpunkt: April - September
Standort: Äcker und Ruderalfloren
Bewirtschaftung:  Wintergetreide, da sie im Herbst keimen
Wissenswertes: Schöttchen fast kreisrund, deshalb der deutsche Name Hellerkraut
Bodenart: Lehmige Böden
Gesellschaft:

Verbandscharakterart der Hellerkraut-Erdrauch-Gesellschaft

Standortbedingungen:

keine bestimmte feuchte, neutral, mesothroph

Acker-Schwarzkümmel - Nigella arvensis

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste D: 1 (vom Aussterben bedroht)
Blüte: weiß, Blüte ohne Hochblattkranz, 23 – 34 mm Durchmesser
Blatt: 2-3 fach fiederteilig mit lineal fadenförmigen Abschnitten
Wuchsform: 15 – 40 cm, verzweigt
Blütezeitpunkt: Juli - September
Standort: Getreideäcker und Brachen
Bewirtschaftung:  extensive Bewirtschaftung, wichtig aufgrund der späten Samenreife sind das belassen hoher Stoppel und der späte Umbruch
Bodenart: lehmig-steinige Äcker
Gesellschaft:

Verbandskennart der Haftdolden-Gesellschaft 

Standortbedingungen:

trocken, basisch, oligothroph

Acker-Steinsame - Buglossoides arvensis

Rote Liste RLP: 3 (gefährdet)
Rote Liste D: V (Vorwarnliste)
Blüte: wachsen in verlängerten Wickeln, meistens weiß
Blatt: Länglich eiförmig bis lanzettlich und dicht anliegend borstig behaart, wechselständig
Wuchsform: 10 – 50 cm, am Grund ästig verzweigt, angedrückt-borstig behaart
Blütezeitpunkt: April - Juli
Standort: Äcker und Brachen, Wegränder
Bewirtschaftung:  extensive Bewirtschaftung
Wissenswertes:  untere Samen sind reif, während sie an der spitze noch blüht
Bodenart: flachgründige und skelettreiche Kalkäcker, Äcker auf Löss-, Lehm- oder Tonboden
Gesellschaft:

Verbandskennart der Haftdolden-Gesellschaft

Standortbedingungen:

indifferent für Feuchtigkeit, neutral, mesotroph

Ackerringelblume - Calendula arvensis

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste D: 1 (vom Aussterben bedroht)
Blüte: hellgelb
Blatt: länglich lanzettlich, entfernt gezähnt
Wuchsform: 10 – 40 cm
Blütezeitpunkt: April - Oktober
Standort: besonders Weinberge, sandige bis lehmige, trockene Äcker, Brachen
Bewirtschaftung:  extensive Bewirtschaftung, sowohl im Frühjahr, wie auch im Herbst aussäbar
Wissenswertes: hauptsächliches Verbreitungsgebiet sind Weinbauregionen
Bodenart: Bevorzug Kalkböden
Gesellschaft:

Assoziationsdifferentialart der Weinbergslauch-Gesellschaft

Standortbedingungen:

trocken, basisch, mesotroph

Dicke Trespe - Bromus grossus

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste D: 2 (stark gefährdet)
Blüte: Rispe bis zu 20 cm, locker, hängend, Ährchen mit Grannen 30-50 mm
Blatt: 5 – 10 mm breit, untere Blattschneiden kahl oder locker behaart
Wuchsform: 30-130 cm Wuchshöhe
Blütezeitpunkt: Juni - Juli
Standort: Getreidefelder, Ackerränder, grasige Feldwege, Wiesen
Bewirtschaftung:  Anbau Wintergetreide, bodenschonende Bearbeitung
Wissenswertes:  Einziges gesetzlich geschütztes Ackerwildkraut
Verwechselbar mit: Roggen-Trespe (Bromus secalinus)
Bodenart: keine besonderen Ansprüche
Gesellschaft:

Klassenkennart der Ackerfrauenmantel-Kamillen-Ges

Standortbedingungen:

mittlere Feuchte, neutral, mesotroph

Klatschmohn - Papaver rhoeas

Rote Liste RLP: * (ungefährdet)
Rote Liste D: * (ungefährdet)
Blüte: Blüten einzeln, bis 10 cm Durchmesser, 4 scharlach- bis purpurrote Kronblätter, am Grund mit großem, schwarzem Fleck
Blatt: lanzettlich, einfiedrig bis doppelt fiederteilig, mit grob eingeschnittenen bis scharf gesägten Abschnitten, borstig behaart
Wuchsform: 20 – 90 cm
Blütezeitpunkt: April - Juli
Standort: Lehmige, kalkhaltige Böden, trockene bis mäßig frische Ruderalstandorte (Böschungen, …)
Bewirtschaftung:  extensiv, hauptsächlich Wintergetreide, auf Ruderalflächen wie Wegrändern oder Brachen
Wissenswertes: Tiefwurzler (erreichen eine tiefe von bis zu 1 Meter)
Bodenart: Lehmige und nährstoffreiche Böden
Gesellschaft:

Klassenkennart der Vogelmieren-Ackerunkraut-Gesellschaft

Standortbedingungen:

mittelfeucht, neutral, mesothrop

Kleinfrüchtiger Leindotter - Camelina microcarpa

Rote Liste RLP: 3 (gefährdet)
Rote Liste D: V (Vorwarnliste)
Blüte: Hellgelb, Kronblätter behaart, Frucht mit deutlichem Mittelnerv
Blatt: 5 – 10 mm breit, untere Blattschneiden kahl oder locker behaart
Wuchsform: 30 – 70 cm Wuchshöhe, behaart
Blütezeitpunkt: Juni – August
Standort: Lößböschungen, Brachen
Bewirtschaftung:  Lockere Getreide, Hackfrüchte, Brachejahr, Randstreifen
Wissenswertes: Früher Unterart des Saat-Leindotters, mit ihm als Ölpflanze angebaut
Verwechselbar mit: Saat-Leindotter (Camelina sativa)
Bodenart: Lößlehm bis Kalkscherbenäcker
Gesellschaft:

Vogelmieren-Ackerunkraut-Gesellschaft

Standortbedingungen:

mäßig Trocken, basisch, oligothroph

Kornblume - Centaurea cyanus

Rote Liste RLP: V (Vorwarnliste)
Rote Liste D: V (Vorwarnliste)
Blüte: leuchtend blaue Randblüten und Röhrenblüten
Blatt: Laubblätter schmal-lanzettlich und behaart
Wuchsform: 30 – 80 cm
Blütezeitpunkt: Juni – Oktober
Standort: Äcker und kurzlebige Unkrautfluren, Säume, trockene Lehm- und Sandäcker
Bewirtschaftung:  Herbizid-empfindlich, Später Stoppelumbruch (nicht vor Mitte September), Wintergetreide
Wissenswertes: Wurde vor 7000 Jahren mit dem Ackerbau eingeführt, in Blühmischungen oft fehlfarbige Zuchtformen
Bodenart: Lehm- und Sandäcker
Gesellschaft:

Ordnungskennart in der Ackerspergel-Gesellschaft

Standortbedingungen:

keinerlei Ansprüche

Kornrade - Agrostemma githago

Rote Liste RLP: 0 (ausgestorben)
Rote Liste D: 2 (stark gefährdet)
Blüte: 2 – 4 cm lange, rosa violett färbende Kronblätter, ohne Nebenkrone, röhrenförmiger Kelch seidig behaart mit linealen Zipfeln
Blatt: schmal-lanzettliche Blätter
Wuchsform: 30 – 90 cm hoch, dicht anliegend grau bis filzig behaart, am Ende der Zweige einzelne Blüten
Blütezeitpunkt: Juni - Juli
Standort: Getreide- und Brachefelder
Bewirtschaftung:  Muss aktive ausgesät werden, da durch Saatgutreinigung das Saatgut entfernt wird, extensive Bewirtschaftung
Wissenswertes:  giftig, 85 cm lange Pfahlwurzel, alter auf Getreideanbau angewiesener Kulturfolger
Bodenart: keine Ansprüche
Gesellschaft:

Ordnungskennart der Klatschmohn-Gesellschaft

Standortbedingungen:

keinerlei Ansprüche

Rundblättriges Hasenohr - Bupleurum rotundifolium

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste D: 2 (stark gefährdet)
Blüte: Dolde, die Hüllchenblätter überragen die Blüte, gelb-grün
Blatt: obere, rundliche Stängelblätter umgeben Stängel vollständig, untere Stängelblätter stängelumfassend
Wuchsform: 15 – 60 cm Höhe, verzweigt im oberen Bereich
Blütezeitpunkt: Juni – Juli
Standort: Äcker und kurzlebige Unkrautfluren, stickstoffarme, trockene Lehmäcker
Bewirtschaftung:  Extensive Bewirtschaftung, Winter- und Sommergetreide möglich
Bodenart: stickstoffarme, kalkreiche Lehmäcker
Gesellschaft:

Verbandskennart der Haftdolden-Gesellschaft

Standortbedingungen:

trocken, basisch, oligothroph

Venuskamm - Scandix pecten-veneris

Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste D: 2 (stark gefährdet)
Blüte: Weiß, Dolden 1 – 3 strahlig
Blatt: 2-3 fach gefiedert
Wuchsform: 10 – 40 cm, zerstreut borstig behaart
Blütezeitpunkt: Mai - Juli
Standort: Äcker und kurzlebige Unkrautfluren
Bewirtschaftung:  nur in Wintergetreiden (Keimung im Herbst), extensive Bewirtschaftung
Wissenswertes: Frucht hat langen Schnabel, überwintert im Rosettenstadium
Bodenart: Löss-, Lehm-, Kalk-, oder Tonboden
Gesellschaft:

Assoziationscharakterart der Haftdolden-Venuskamm-Gesellschaft

Standortbedingungen:

trocken, basisch, oligothroph

Verkannter-Mohn - Papaver confine

Rote Liste RLP: * (ungefährdet)
Rote Liste D: * (ungefährdet)
Blüte: vier orange bis rot gefärbte Kronblätter, schwarzer Fleck am Grund möglich
Blatt: stark zerteilt, behaart, sitzend und nicht stängelumfassend
Wuchsform: 30 – 60 cm, abstehend behaart
Blütezeitpunkt: Mai - Juli
Standort: Äcker und kurzlebige Unkrautfluren, Böschungen, ruderale Trockenrasen
Bewirtschaftung:  extensive Bewirtschaftung, sowohl in Winter- wie auch Sommergetreide vorkommend
Wissenswertes: Blütezeit etwa vier Wochen vor jener des Klatschmohns, längliche und unbehaarte Kapseln
Verwechselbar mit: Gelbmilchender Mohn (Papaver lecoqii)
Bodenart: Sandboden
Gesellschaft:

Assoziationscharakterart der Sandmohn-Gesellschaft

Standortbedingungen:

mäßig trocken, mäßigsäure, mesothroph

Erhaltungsacker auf dem Lerchenberg

Nach einer Anfang 2024 veranstalteten Tagung der Technischen Hochschule Bingen zum Thema "Bedrohte Ackerwildkräuter", hat die Landeshauptstadt Mainz eine Fläche für einen sogenannten "Erhaltungsacker" zur Verfügung gestellt. Auf dem Acker wurden im Herbst 2024 die zwölf selten gewordenen Ackerwildkräuter zusammen mit Winterweizen von einem lokalen Landwirt ausgesät. 

Trotz der insgesamt zu trockenen Witterung ist die erste Saat auf dem Erhaltungsacker auf dem Lerchenberg gut aufgegangen. Der Acker wurde Mitte Juli gedroschen und die hohen Stoppeln stehen gelassen, damit die Samen der spät blühenden Arten ausreifen konnten. Mit der Getreideernte konnte auch das neue Ackerwildkrautsaatgut gewonnen werden.

Kornblume TH Bingen
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