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Baubeginn des Besucherzentrums am UNESCO-Welterbe

Die Landeshauptstadt Mainz hat den offiziellen Baubeginn des Besucherzentrums am Alten Jüdischen Friedhof auf dem Judensand, Teil des UNESCO-Welterbes SchUM, bekannt gegeben. Der Alte Jüdische Friedhof in Mainz ist einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Friedhöfe Europas.

Die Planungen für das neue Besucherzentrum begannen bereits 2021 nach einem im Jahr 2019 initiierten Gestaltungswettbewerb. Den Zuschlag für den Bau des Zentrums erhielten die Büros Holzer/Kobler Architekturen, während die Landschaftsgestaltung von Sinai Landschaftsarchitekten übernommen wird.

Einzigartiger Ort von Weltrang
Der Alte Jüdische Friedhof auf dem Judensand, auf dem seit dem 11. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert Mitglieder der jüdischen Gemeinde beigesetzt wurden, beherbergt nicht nur die ältesten Grabsteine Mitteleuropas, sondern erinnert auch an herausragende jüdische Gelehrte wie Gerschom ben Jehuda. Ihr Wirken und ihre Gelehrsamkeit prägten das jüdische Leben in Mitteleuropa nachhaltig bis in die Gegenwart.

Ausblick auf das Besucherzentrum und die Eröffnung 2026
Das neue Besucherzentrum, dessen Fertigstellung für das Jahr 2025 geplant ist, soll im Jubiläumsjahr des Denkmalfriedhofs 2026 eröffnet werden. Besucher aus aller Welt können sich dann dort über die reiche Geschichte der SchUM-Stätten informieren; gleichzeitig ermöglicht das Zentrum eine, die Regeln der Halacha respektierende, behutsame touristische Erschließung.

Die Stadt Mainz hat sich verpflichtet, den Friedhof im Einklang mit den jüdischen Traditionen zu verwalten und für künftige Generationen zu erhalten. Dabei steht insbesondere der Erhalt der Grabsteine im Vordergrund.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Standfestigkeit der Grabsteine, die bis Ende des Jahres für 75 Gräber gewährleistet werden soll. Die Grabsteine, von denen einige bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, erzählen die Geschichte jüdischer Gelehrter und Märtyrer, die für die jüdische Kultur und das geistige Erbe Mitteleuropas von großer Bedeutung waren. Diese Geschichten sollen künftig durch digitale Aufarbeitung weltweit zugänglich gemacht werden.

Die Vermessung und digitale Erfassung aller 1.700 Grabsteine ermöglicht eine präzise Verwaltung und langfristige Pflege der Stätte. Darüber hinaus soll die internationale Bekanntheit der SchUM-Stätten durch kostenfreie Führungen und Spendenkampagnen weiter gesteigert werden.

Durch die Neugestaltung des Gehwegs an der Mombacher Straße entsteht vor dem Eingang eine platzartige Situation, die eine Zäsur im Stadtbild bildet und die Aufmerksamkeit von Passant:innen sowie Radfahrenden auf den Friedhof lenkt. Eine architektonisch ansprechende Überdachung am Eingang, Sitzmöglichkeiten mit Blick auf den Friedhof und informative Tafeln über den Friedhof schaffen einen einladenden Rahmen.

Die Eingriffe auf dem Friedhof selbst werden auf ein Minimum beschränkt. Lediglich die Wegefläche wird dezent überarbeitet und einige Spolien der ehemaligen 1938 zerstörten Hauptsynagoge behutsam verlagert. Ein zentrales Element des Projekts ist die sogenannte ‚sprechende Hülle‘ – eine durchgängige Eibenhecke von rund 550 Metern Länge, die den Friedhof wie eine schützende Schatulle umgibt. Zusammen mit einem anthrazitfarbenen Lamellenzaun und gezielt platzierten Sichtfenstern entsteht eine ästhetische Einfriedung, die die Würde und Bedeutung des Ortes unterstreicht.

Besonderer Ort mit einzigartigem Ausblick
Das neue Besucherzentrum wird auf einer erhöhten Plattform errichtet, die einen faszinierenden Ausblick über den Friedhof und dessen alte Bäume bietet. Die balkonartige Platzsituation ermöglicht den Besucher:innen nicht nur eine besondere Perspektive auf die Grabsteine, sondern schafft auch einen Treffpunkt und Verweilort, der zum Innehalten und zur Reflexion einlädt.

Nachhaltige Grünraumgestaltung
Die Umgebung des Besucherzentrums wird mit zusätzlichen Bäumen bepflanzt, wobei gleichzeitig die bestehenden Grünflächen weitestgehend erhalten bleiben. Die sanierte Fußwegeverbindung zwischen der Mombacher Straße und der Paul-Denis-Straße sowie eine Wendemöglichkeit für Reisebusse wurden ebenfalls in die Planungen integriert. Die Oberflächenbefestigung erfolgt mit hochwertigem Naturstein, um den historischen Charakter des Ortes zu bewahren.
Der Zugang zum Denkmalfriedhof bleibt gläubigen Personen vorbehalten, doch wird ein Rundweg allen Besuchern faszinierende Ausblicke auf die wertvollen Grabsteine ermöglichen.

 

Landeshauptstadt Mainz
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